Skip to main content

Neuraltherapie und die therapeutische Lokalanästhesie

Die Neuraltherapie wirkt über das unwillkürliche Nervensystem oder „Vegetativum“. Im Gegensatz zum willkürlichen Nervensystem, das vom Gehirn und Rückenmark aus zentral organisiert ist, besteht das Vegetativum aus einem Netz das sämtliche Organe und Körperteile mit vielen feinsten Nervenfasern untereinander verbindet. Über dieses Netz werden alle Körperteile innert Sekundenbruchteilen ständig über Reize und Störungen im ganzen Körper informiert und selbst gereizt und gestört.

Grundlagen
Die Neuraltherapie wirkt über das unwillkürliche Nervensystem oder „Vegetativum“. Im Gegensatz zum willkürlichen Nervensystem, das vom Gehirn und Rückenmark aus zentral organisiert ist, besteht das Vegetativum aus einem Netz das sämtliche Organe und Körperteile mit vielen feinsten Nervenfasern untereinander verbindet. Über dieses Netz werden alle Körperteile innert Sekundenbruchteilen ständig über Reize und Störungen im ganzen Körper informiert und selbst gereizt und gestört. Der Körper ist in der Lage, sehr viele Störungen verschiedener Art wie Verletzungen, Infektionen, Überbelastungen, psychischen Stress, Vergiftungen und andere Belastungen durch regulierende Reaktionen aufzufangen und auszugleichen. Allerdings ist diese Regulationsfähigkeit nicht unbegrenzt und nicht bei allen Menschen gleich gross. Je mehr ein Mensch in seinem Leben sein Regulationssystem durch die erwähnten Störungen belastet, ohne sich wieder vollständig zu erholen, desto eher entstehen Erkrankungen, die schlecht oder gar nicht abheilen das heisst chronisch werden.

Wirkungsweise und Technik der Neuraltherapie
Medikamente, die für die örtliche Betäubung (Lokalanästhesie) bei kleinen Operationen entwickelt wurden (Procain, Lidocain, Carbostesin, Naropin) werden gezielt in den Körper eingebracht. Auf das vegetative Nervensystem wirken diese Lokalanästhetica regulierend, indem sich gestörte Funktionen unter ihrem Einfluss erholen können, die Organdurchblutung sich verbessert und der Informationsfluss über die Nerven aktiviert wird. Diese und andere Effekte (Basenausgleich) können bei vielen Funktionsstörungen, wo das Gewebe noch nicht zerstört ist, oft überraschende Heilungen bewirken.
Meist wird Procain injiziert. Es muss möglichst nahe an die gestörte Struktur oder die Nervenschaltstellen (Ganglion) gebracht werden. Dabei werden die vielfältigen Verbindungen zwischen Haut, Muskulatur und inneren Organen genutzt, um z.B. durch Hautinjektionen Magenschmerzen oder Muskelverspannungen zu behandeln, ohne die schmerzende Struktur selbst zu anästhesieren. Oft müssen Nervenstrukturen direkt anästhesiert werden.
Die Schwierigkeit der Neuraltherapie liegt im Entdecken der für die Beschwerden auslösend verantwortlichen Struktur, da diese im vegetativen Netzwerk irgendwo liegen kann und selbst gar nicht schmerzhaft oder sonst wie auffällig sein muss. Solche sogenannte Störfelder können z.B. alte Narben (Blinddarm, Kaiserschnitt, Dammschnitt), abgelaufene Entzündungen (Mandeln, Kieferhöhlen), oder bestehende Entzündungsherde wie Zahnwurzelreizungen sein. Alle diese äusserlich geheilten oder nur leicht aktiven Herde können Störfeldcharakter haben und die Regulationsfähigkeit des Körpers zum Dekompensieren bringen, so dass eine neue Krankheit nicht abheilen kann.
Mit einer Procainbehandlung des Störfeldes durch Injektion kleiner Mengen an den Herd wird eine Beruhigung erreicht und der Körper ist wieder in der Lage, neue Belastungen zu korrigieren, d.h. die Selbstheilung einzuleiten.

Zusammenfassung
Der menschliche Körper kann viele Krankheitsbelastungen selbst kompensieren. Wenn die Regulierungskräfte jedoch durch alte Krankheitsherde erschöpft sind, wird eine neue Krankheit schlecht abheilen. Durch Procainbehandlung der vegetativen Nerven oder alten Herde kann die Regulierungsfähigkeit des Körpers entlastet werden, sodass das neue Leiden abheilen kann. Oft sind mehrere Injektionen an ganz verschiedenen Körperstellen notwendig, bis ein bestimmtes Leiden wie z.B. Kopfschmerzen heilt.

Die Wirkung der Neuraltherapie
Jeder Mensch reagiert individuell auf die Injektionen. Je nach Wirkung wird die Therapie angepasst oder sogar gestoppt. Der/die Arzt/Ärztin muss daher von Ihnen genau erfahren, wie Sie reagiert haben.

Wie kann der Körper auf die Injektionen antworten?
Schmerzfreiheit sofort oder nach einigen Sekunden für mehrere Stunden oder Tage: Der Körper reagiert aktiv auf die Injektionen. Eine Wiederholung ist sinnvoll.
Schmerzlinderung während Stunden bis zu fünf Tagen, anschliessend wieder gleich starke Schmerzen wie vor der Injektion, ev. leichte Linderung: Der Injektionsort ist nicht selbst Schmerzherd sondern reagiert auf Fremdimpulse aus anderen Körpergebieten. Diese müssen gefunden und behandelt werden.
Unmittelbar bei der Injektion Schmerzlinderung an einem anderen Ort während mehr als einem Tag: Der Körper reagiert aktiv auf die Blockierung eines Störfeldes mit Besserung reaktiver Schmerzen anderswo. Bsp. Kopfschmerz vergeht bei Injektion an die Tonsillennarben.

Unerwünschte Wirkungen durch die Injektion selbst?
Schmerz durch den Nadelstich, kleine Blutungen (Blutverdünnung unbedingt angeben), Sturmwerden, Hautrötungen, Einschlafgefühl, Muskelschwäche, Müdigkeit, höchst selten: allergische Kreislaufschwäche.

Anwendung der Neuraltherapie in unserem Zentrum
Wir setzen die Neuraltherapie in Form von Quaddelungen oder tiefen Muskelinfiltrationen ein, um am Bewegungssystem vorhandene Schmerzen, wie beispielsweise heftige Muskelverhärtungen, Ansatzreizungen von Muskel- und Sehnenstrukturen gezielt zu therapieren. Die Wirkungsweise bei dieser orthopädischen Indikation entspricht der oben beschriebenen. Ziel ist für uns die Unterstützung der aktiven Physiotherapie, passiver Massnahmen oder Ergänzung der Wirkung anderer Therapieformen.

Neuraltherapie

Abb.: Hautquaddel im Rahmen der Neuraltherapie